Durch die Fortentwicklung in der Sicherheitstechnik bei Kraftfahrzeugen sind diese in den letzten Jahren für die Insassen erfreulicherweise wesentlich sicherer geworden. Durch Sicherheitsgurte, Knautschzonen, Airbags, Sollbruchstellen, Seitenaufprallschutz und vieles mehr bleiben bei Unfällen die Fahrgastzellen oft intakt und die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall von einem Fahrzeugteil eingeklemmt zu werden, sinkt.
Da sich aber auch die Geschwindigkeiten, mit denen gefahren wird, in den letzten Jahrzehnten erhöht haben, und oft unvernünftig gefahren wird, kommt es bei Unfällen doch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Personen. Diese sind zwar nicht eingeklemmt, aber durch unfallbedingte Verformungen an der Karosserie, im Fahrzeug eingeschlossen.
Und hier beginnen die Probleme für die Rettungskräfte:
Mittlerweile werden bis zu 16 Airbacks in Fahrzeugen verbaut. Jeder dieser lebensrettenden Airbacks verfügt über eine Gaspatrone, die in der Karosserie verbaut ist. Wird diese durch Rettungsgerät beschädigt kann sie durch das Innere des Fahrzeuges katapultiert werden und die Insassen und Rettungskräfte verletzten.
Beim Material der Fahrgastzelle unterscheidet man mittlerweile zwischen weichem Stahl, hochfestem Stahl, modernem hochfestem Stahl und ultrahochfestem Stahl. Hinzu kommen noch Aluminium, Magnesium-Druckguss und natürlich Kunststoffe. Alles ist von Hersteller zu Hersteller und in den einzelnen Modellen und Baureihen unterschiedlich verbaut und von außen nicht zu erkennen.
Insbesondere die härteren Materialien sind mit vielen auch neueren Scheren, mit denen die Feuerwehr ausgerüstet ist, nicht mehr zu durchtrennen. Die vielfältigen Antriebsarten wie Verbrennungsmotor, Gas, Hybrid, Elektro oder gar Brennstoffzelle mit ihren jeweiligen Besonderheiten sind auch zu beachten. Die Hersteller von Rettungsgerät müssen permanent stärkere Geräte entwickeln, die dann von den Kommunen auch angeschafft und finanziert werden müssen.
Naturgemäß finden die Übungen der Rettungskräfte meist an älteren Fahrzeugen statt, die zur Verschrottung vorgesehen sind. Mit den neuen Materialen wird man meist erst im Einsatzfall konfrontiert. Die Wahrscheinlichkeit, in einer Übung auf ein Modell zu stoßen, mit dem man im Einsatzfall schon zu tun hatte, ist wesentlich höher, als dass man im Ernstfall ein Modell vorfindet, an dem man schon einmal geübt hat.
Es kommt deshalb immer öfters vor, dass die geplante Vorgehensweise speziell an dem verunfallten Fahrzeug nicht mehr zum Erfolg führt. Dann müssen Alternativen versucht werden. Sehr hilfreich haben sich hier die Rettungskarten gezeigt, die den Einsatzkräften einen Überblick über die Rettungsmöglichkeiten geben. Aber oft – sofern überhaupt vorhanden- ist auf dem Fahrzeug nicht die exakt passende Karte vorhanden, obwohl sie das Leben der Insassen retten kann.
Mittlerweile gibt es Bestrebungen, dass die Einsatzleitstellen über das KFZ-Kennzeichen elektronische Rettungskarten abrufen und an die Einsatzstelle weiterleiten können. Hierfür ist aber auch eine entsprechende Ausrüstung (Hardware, Software, Internet) an den Einsatzstellen erforderlich. Und solche Systeme müssen dann auch finanziert werden können.
Doch bis es in einigen Jahren evtl. so ist können Sie selbst etwas für Ihre Sicherheit tun: Drucken Sie im Internet (hoffentlich) die passende Rettungskarte für Ihr Fahrzeug aus und führen Sie sie in der Sonnenblende auf der Fahrerseite mit. Ihre Autowerkstatt ist ihnen sicher behilflich.
Um die Feuerwehr für diese immer neuen Herausforderungen fit zu machen hat die Gemeinde Kleinblittersdorf für ihre Freiwillige Feuerwehr ein Seminar mit einem Hersteller von Rettungsgeräten veranstaltet. An dem Seminar nahmen insgesamt 30 Feuerwehrleute aus allen fünf Löschbezirken (LB) teil, schwerpunktmäßig aus dem LB Kleinblittersdorf und von dem Standort Mitte (LB Sitterswald und Auersmacher), da diese mit dem entsprechenden Geräte ausgestattet sind. Für dieses Seminar opferten die Wehrleute wieder einmal ihre Freizeit. An dem Samstagvormittag wurden zuerst theoretisch Grundlagen aktualisiert und technische Neuerungen im Fahrzeugbau vorgestellt. Nachmittags wurde in drei Gruppen an drei Fahrzeugen geübt, wobei jede Gruppe an jedem Fahrzeug tätig wurde. Dabei wurden jeweils verschiedene Alternativen geübt. Egal ob es sich um erfahrene Kräfte oder um Kräfte handelte, die noch wenig Erfahrung mit der Thematik „Technische Hilfeleistung“ haben: jeder hat neues Wissen erlangt und ist so für mögliche Einsätze in einer schwierigen Materie besser gewappnet. Die Gemeinde Kleinblittersdorf und die Mitglieder Ihrer Freiwilligen Feuerwehr haben so in Ihre Sicherheit investiert.
Markus Dincher, Pressesprecher