Unser Rückblick auf das Pfingstwochenende

Es liegen vier ereignisreiche und anstrengende Tage hinter uns und die beste Nachricht vorab: es wurde nach unserer Kenntnis nur eine Person leicht verletzt.

Zunächst möchten wir uns bei allen bedanken, die geholfen haben, die Situation der Betroffenen direkt oder indirekt zu verbessern. Sei es, dass sie vor Ort den Betroffenen direkt oder der Feuerwehr geholfen haben, oder im Hintergrund tätig waren. So bekamen Gemeinde und Feuerwehr Fahrzeuge, Bagger usw. angeboten, Einkaufsmärkte, die extra öffneten, um Einsatzkräfte und Betroffenen zu versorgen, oder es wurden einfach Räumlichkeiten und Personal zur Verfügung gestellt.

Es fanden sich an allen Tagen Lieferanten von fertigen Speisen für Einsatzkräfte, Helfer und Betroffene. Teilweise wurde Verpflegung von wegen des Unwetters abgesagten Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Firmen arbeiteten außerplanmäßig am Samstag bzw. Sonntag und Feiertag. Es sind hier nur einige Beispiele. Wir verzichten darauf, Beteiligte zu nennen, denn die Liste kann nur unvollständig sein. Vieles ging an der Technischen Einsatzleitung vorbei und geschah spontan. Hier ein kleines Beispiel: Ein Kunde eines Einkaufsmarktes übernahm die Rechnung der Wehrleute, obwohl diese darauf hinwiesen, dass die Rechnung durch die Gemeinde bezahlt werde.

Unser Dank gilt auch den Einsatzkräften, die von außerhalb zu uns kamen wie der Einsatzzug 3 „Sulzbachtal“, dem DRK Quierschied und dem THW, das Kräfte aus Bayern schickte.

Deshalb einfach:

Hier ein (unvollständiger) Rückblick auf die Ereignisse. Er soll nur einen groben Überblick mit einzelnen Besonderheiten geben. Es kann auch sein, dass der zeitliche Ablauf nicht immer ganz korrekt ist. Zu bestimmten Aspekten, wie z.B. dem Einsatz des Technischen Hilfswerks des Bundes (THW) werden wir noch gesondert berichten.

Es waren starke Regenfälle für Freitag den 17. Mai vorhergesagt. Der Bauhof der Gemeinde hatte schon Vorkehrungen getroffen. Kurz vor 7.00 Uhr kam dann der erste Alarm für die Freiwillige Feuerwehr Kleinblittersdorf, Löschbezirk (LB) Kleinblittersdorf. Betroffen war wieder ein als kritisch bekannter Punkt, die Scherbachstraße. Zeitgleich stand auch auf der B51 zwischen Auersmacher und Kleinblittersdorf schon Wasser. Das Wasser aus der Scherbachstraße lief bereits bis in die Oberdorfstraße und brachte Geröll mit. Schnell waren mobile Hochwasserschutzwände in Stellung gebracht. Mit diesen soll das Oberflächenwasser, das nicht durch Einlaufbauwerken seinen Weg in den Kanal findet, in den Kanal geleitet werden.

Dann kamen weitere Einsätze dazu. Auch im Rest des Regionalverbandes hatten die Einsätze begonnen. Alle Löschbezirke der Gemeinde wurden alarmiert und besetzten die Fahrzeuge, soweit sie noch nicht im Einsatz waren. Es wurden, um die Leitstelle der Feuerwehren zu entlasten und vor Ort besser koordinieren zu können, in den einzelnen Gemeinden sogenannte Technische Einsatzleitungen (TEL) in Betrieb genommen. Das heißt, bei „normalen“ Einsätzen leitet die Leitstelle diese an die zuständige TEL weiter. Sie werden dort gesammelt und nach Dringlichkeit und Verfügbarkeit abgearbeitet. In der TEL werden auch auf anderem Weg Einsätze angenommen, etwa solche, die über das extra eingerichtete Bürgertelefon der Gemeinde gemeldet werden.

Nur Einsätze mit lebendbedrohlichen Lagen sollten weiter über die Leitstelle mit der Notrufnummer 112 gemeldet werden. In solchen Fällen wurden dann – wegen der Dringlichkeit – die Funkmelder ausgelöst. Ansonsten fragten die Einsatzkräfte nach Erledigung eines Einsatzes, ob ein weiterer ansteht und begaben sich dann entweder zur neuen Einsatzstelle oder in das Feuerwehrhaus, wo sie in Bereitschaft blieben.

Wegen möglicher Notfälle wurden auch nicht alle Fahrzeuge eingesetzt, bestimmte Grundschutzeinheiten blieben mit Besatzung einsatzbereit in den Feuerwehrhäusern, um eilige Einsätze wie z.B. Brände oder Verkehrsunfälle zu übernehmen. Es dauerte natürlich eine gewisse Zeit, bis das alles umgesetzt war.

Zweiter Sorgenpunkt war zu diesem Zeitpunkt Bliesransbach.

Mitarbeiter des Bauhofes beobachten seit dem Vortag permanent die Lage und waren mit einem Bagger vor Ort. Das Regenrückhaltebecken funktionierte und hielt. Es kam aber an anderer Stelle zu einem überfluteten Keller. Als der Regen nachließ, gingen die Kräfte vor Ort davon aus, dass der Einsatz für die Feuerwehr locker an diesem Tag beendet werden konnte.

Wir hatten durch den Starkregen insgesamt 16 Einsätze. Darin sind auch Erkundungen, Herstellung der Einsatzbereitschaft u. Ä. enthalten. Doch dann kam die Nachricht, dass die Blies und die Saar über die Ufer treten werden.

Unsere Gemeinde liegt an der Mündung der Blies in die Saar. Und hier gibt es die (hydrologische) Besonderheit, dass die Blies als Nebenfluss bei der Mündung im Normalfall schon mehr Wasser führt als die Saar. Bei Hochwasser hat man mit anderen Problemen zu tun als bei Starkregen.

Da die Einsätze soweit abgearbeitet waren wurde das Personal am Abend zurückgefahren, die TEL war aber besetzt und in einzelnen Feuerwehrhäusern waren die ganze Nacht durch Einsatzkräfte in Bereitschaft, um kleinere Aufgaben abzuarbeiten. Ansonsten würde Personal nachgeordert. Aber die Nacht war ruhig. Wir mussten unsere Kräfte schonen, da am Freitag quasi das ganze Saarland im Einsatz war und Hilfe von außen nicht schnell zu erwarten war.

In der Nacht zum Samstag ging es dann weiter. Die B51 und die Ortsdurchfahrt Kleinblittersdorf waren überflutet und nicht mehr befahrbar. Das erschwerte die Logistik sehr. Um von dem neuen Einsatzschwerpunkt in Kleinblittersdorf nach Auersmacher oder an den Einsatzschwerpunkt in Rilchingen-Hanweiler zu gelangen, war ein Umweg von rd. zehn Kilometern über Bliesransbach und Sitterswald notwendig.  Wichtig war nun die Vorbereitung auf das neue Schadensereignis Hochwasser. Das Letzte war schon einige Jahre her und viele jüngere Wehrleute hatten damit noch keine praktische Erfahrung. Aber die kritischen Punkte haben sich kaum geändert und waren den Älteren bekannt.

Dann sagte sich kurzfristig der Bundeskanzler Olaf Scholz mit der Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und weiteren Politikern an. Es war ein großer Medienrummel, als der Kanzler die Einsatzstelle Elsässer Straße, die teilweise unter Wasser stand und anschließend das Feuerwehrhaus Kleinblittersdorf besuchte.

Samstags Nachmittag kehrte etwas Ruhe ein. Die Hochwasserwelle der Blies, die aus Blieskastel kam, stand noch aus. Um Kräfte zu schonen, pausierte ein Teil der Einsatzkräfte. Am Abend erreicht die „Blieswelle“ das benachbarte Bliesmengen-Bolchen. In der Nacht kamen erste Meldungen von überfluteten Kellern. Normalerweise macht es keinen Sinn, Keller auszupumpen, so lange das Hochwasser noch im Bereich des Gebäudes steht. Es würde immer neues Wasser nachlaufen und es kann auch für die Gebäudesubstanz schädlich sein. Deshalb wurde jedes gemeldete Objekt erkundet und entschieden, ob gepumpt werden kann oder nicht. Es wurde auch geholfen, Gefriertruhen oder ähnliches in höhere Stockwerke zu bringen.

Bei rund 20 Häuser mit 70 Bewohnern in der Elsässer Straße in Kleinblittersdorf musste in der Nacht der Strom abgeschaltet werden.

Viele Bewohner konnten die Gebäude nicht mehr verlassen, da sie von Wasser umgeben waren. Das Wasser war so gestiegen, dass auch an der Stelle, an der am Vortag der Bundeskanzler der Presse Rede und Antwort stand, nun Wasser war. Eine akute Gefährdung bestand aber nicht.

Deshalb wurde den Bewohnern angeboten, in Notunterkünften untergebracht zu werden, falls dies nicht anderweitig möglich wäre. Zunächst nahm kaum jemand das Angebot an, aber später wollten einige dann doch „evakuiert“ werden. Für die Verbleibenden wurde ein Bootsverkehr eingerichtet, um sie „an Land“ und zurück zu bringen oder zu versorgen. Da auch älterer Menschen betroffen waren, wurde vorsorglich ein Krankentransportwagen angefordert. Es kamen zwei Einsatzkräfte vom DRK Quierschied, die uns dann Sonntag und Montag zur Verfügung standen.

Da sich die Lage in großen Teilen des Regionalverbandes entspannt hatte, kam einer der Einsatzzüge der Feuerwehren aus dem Regionalverband zur Unterstützung. Es handelte sich um den Einsatzzug 3 „Sulzbachtal “, der sich aus Kräften aus Sulzbach, Friedrichsthal und Quierschied zusammensetzt.

Abends, als der Bootsverkehr gegen 18.00 Uhr eingestellt wurde, begann der Wasserspiegel allmählich zu sinken. Man hatte zwischenzeitlich Feldbetten organisiert und die Bereitschaftskräfte konnten sich in den Feuerwehrhäusern hinlegen.

Am Sonntag kamen erste Warnungen vor erneutem Starkregen am Dienstag. Das änderte an der aktuellen Lage nichts, aber es liefen schon Planungen für den Fall der Fälle an. Als Problem wurde auch die Personalsituation gesehen.

Wir waren bereits den dritten Tag im Einsatz und der vierte stand bevor. Drei Tage waren Samstag, Sonntag und Pfingstmontag. Viele Kräfte standen zur Verfügung. Der Dienstag war aber ein „normaler“ Arbeitstag, an dem viele zur Arbeit gehen würden.

In einer relativ ruhigen Nacht ist das Wasser so weit gesunken, dass wir mit dem Auspumpen der Keller und den Aufräumarbeiten beginnen konnten.

Nach und nach meldeten sich die Einheiten dienstbereit. Sie übernahmen die ihnen zugewiesenen Aufgaben in Kleinblittersdorf und Hanweiler. Einige Keller wurden leergepumpt, einige Anwohner hatten auch eigene Pumpen. Viele hatten Hilfe durch Freunde und Verwandte.

Die größte Einsatzstelle befand sich in der Elsässer Straße. Dort ist eine Bodensenke, aus der das Wasser nicht alleine ablaufen kann. Da das Wasser in der ganzen Elsässer Straße über den Kanal abgeleitet werden musste, wurden die Pumpen nach und nach in Betrieb genommen. Es musste sichergestellt sein, dass das Wasser auch abläuft, da ansonsten die benachbarten Keller wieder geflutet werden könnten. Es wurden zwei große, nicht feuerwehrübliche, Tauchpumpen eingesetzt. Diese waren für „normale“ Keller zu groß. Nach und nach wurden weitere frei gewordene Pumpen hinzugefügt. In der Spitze wurden so pro Minute ca. 12.000 Liter Wasser abgepumpt. Zum Vergleich: In einen Sattelschlepper mit Tankaufleger passen ca. 33.000 Liter.

Trotzdem sank der Wasserspiegel sehr langsam. Deshalb entschloss man sich, das Technische Hilfswerk des Bundes (THW), anzufordern. Nach einiger Wartezeit kam dann, während einer der regelmäßigen Besprechungen zw. Verwaltung, Bauhof und Feuerwehr, die Nachricht: Gleich kommt das THW. Sie benötigen für ca. 60 Kräfte eine Halle mit Duschen und Toiletten zur Übernachtung. Nach Rückfragen erfuhren wir, dass Feldbetten mitgeführt würden und die Verpflegung gesichert ist. So wurde dann die Spiel- und Sporthalle Kleinblittersdorf vorbereitet.

Der Fachzug Wasserschaden/Pumpen aus der Umgebung von Würzburg war zuvor in Walpershofen tätig. Im Nu waren die großen Pumpen in Stellung gebracht und man sah, wie der Wasserspiegel abnahm. Die Pumparbeiten dauerten bis ca. 20.00 Uhr.

Während der Pumparbeiten rückten die Kräfte der Feuerwehr ab und begangen damit, die Fahrzeuge wieder einsatzbereit zu machen. Da für den nächsten Tag wieder Starkregen angesagt war, hatte die Gemeinde Einsatzbereitschaft angeordnet. Viele Wehrleute gingen, statt zur Arbeit, in Bereitschaft. Diese wurde dazu genutzt, auch die restliche Ausrüstung wieder einsatzbereit zu machen, die Fahrzeuge zu reinigen und die Feuerwehrhäuser wieder in Ordnung zu bringen. Der Regen war dann nicht so stark, sodass es keine wetterbedingten Einsätze gab.

Insgesamt gab es an den vier Tagen rund 120 Einsätze für die Feuerwehr Kleinblittersdorf und die weiteren Kräfte. Es fanden regelmäßig Besprechungen mit Bürgermeister, Ortsvorsteher, Verwaltung, Bauhof und Feuerwehr statt, in denen man sich austauschte und die Lage besprach. Es wurden Maßnahmen festgelegt, Aufgaben verteilt und vieles mehr. Die Zusammenarbeit klappte sehr gut und vieles konnte auf dem „kleinen Dienstweg“ geregelt wurden. Man arbeitete Hand in Hand zum Wohle der Bewohner der Gemeinde Kleinblittersdorf.

Das Medieninteresse war enorm, obwohl das Einsatzgeschehen überschaubar war, aber durch das anschließende Hochwasser der Saar waren wir vier Tage am Stück im Einsatz. Viele andere Feuerwehren konnten ihren Einsatz schon nach ein oder zwei Tagen beenden.

Mit vereinten Kräften und dank des unermüdlichen Einsatzes vieler Helferinnen und Helfer konnten wir gemeinsam diese Herausforderung meistern. Es hat sich gezeigt, dass die von der Gemeinde seit dem letzten Starkregenereignis 2018 getroffenen Maßnahmen wirken. Neben vielen anderen Maßnahmen wurden u. a. die Einlaufbauwerke am Tiefenbach, Schellbach und Scherbach erneuert und das Regenrückhaltebecken in Bliesransbach ertüchtigt. Aktuell stehen lt. Information der Verwaltung für weitere Maßnahmen insgesamt rd. 1.200.000 € bereit, die nach Abstimmung mit dem zuständigen Landesamt umgesetzt werden sollen, um noch besser auf solche Naturereignisse vorbereitet zu sein. Allerdings hat uns das Unwetter an Pfingsten wieder gezeigt, dass selbst die gründlichste Vorbereitung bei extremen Wetterereignissen nicht immer ausreicht.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.